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Ich bekam immer wieder Beschwerden, dass auf meiner Seite nichts über mich zu erfahren ist. Deshalb möchte ich hier meine Lebensgeschichte erzählen. Es handelt sich hierbei um die nackte, ungeschminkte Wahrheit. Um das zu unterstreichen hab ich das ganze nackt und ungeschminkt geschrieben. Oh wie hab ich gefroren!
Damit ich keine Probleme bekomme, hab ich die Namen meiner Familienmitglieder so weit verändert, dass mir ihre Anwälte nichts anhaben können.



Kapitel 1


In einem riesigen Zimmer im Keller des Gebäudes, umgeben von unzähligen Maschinen, Geräten und gewöhnlichen, aber auch absolut abnormalen Kreaturen in großen und kleinen Käfigen, sitzt Dr. Albuse. Er ist ein kleiner alter Mann, der etwas konfus wirkt. Böse Zungen behaupten sogar er sei senil. Er selbst hält nichts von solchen Anschuldigungen, da er ja schließlich einer der größten Erfinder des 20. Jahrhunderts sei und für so etwas brauche man bekanntlich einen überdurchschnittlichen Verstand. Daraus folgt, dass, wenn er selbst senil ist, bis auf wenige Ausnahmen alle Menschen gar kein Gehirn hätten. Obwohl er diesen Gedanken sehr amüsant und auf manche Menschen wirklich zutreffend findet, hält er es doch für eher unwahrscheinlich. Das erste Gegenargument dieser bösen Zungen würde wahrscheinlich lauten, dass er kein großer Erfinder, sondern vielmehr ein riesengroßer Scharlatan sei. Da Dr. Albuse bösen Zungen aber prinzipiell aus dem Weg geht, haben sie sich ihre Gegenargumente völlig umsonst überlegt.

Woher Dr. Albuse seinen Doktortitel hat ist allen seinen Verwandten und Bekannten immer ein Rätsel geblieben. Über dieses Thema sind die verschiedensten Gerüchte in Umlauf. Manche behaupten er habe ihn eines Tages auf der Straße gefunden. Andere hingegen meinen so etwas fände man nicht einfach auf der Straße, das müsse man sich schon kaufen. Ganz Verwegene glauben sogar er habe es sich durch jahrelanges Studieren auf einer Universität verdient. Wer ihn aber genauer kennt, hält letzteres für das unwahrscheinlichste.

Wie jeden Tag grübelt er über eine neue medizinische Erfindung nach, die das Leben seiner Mitmenschen erleichtern, aufheitern oder verlängern soll, meistens aber das Gegenteil oder einfach nur etwas anderes bewirkt. Als er gerade an seiner neuesten Erfindung, eine Life-o-matik, arbeitet, kommt seine kleine Frau Hilma in sein "Labor".

Sie denken jetzt vielleicht klein ist ein relativer Begriff, aber im Fall von Hilma stimmt das nicht. Sie war immer sehr unzufrieden mit ihrer Figur und weil ihr die Disziplin zum Abnehmen fehlte, schenkte ihr ihr Mann zum 10. Hochzeitstag seine patentierte Fettschock-o-matik. Das Prinzip ist wie bei allen seinen Erfindungen erschreckend einfach: Die überflüssigen Fettzellen werden so erschreckt, dass sie schnell und unauffällig verschwinden. Nach nur wenigen Sitzungen soll jeder sein gewünschtes Gewicht mühelos erreichen können. Die technische Durchführung ist natürlich umso komplizierter und wurde bisher auch noch von keinem anderen als Dr. Albuse selbst verstanden. Neider behaupten nicht einmal er habe es verstanden. Er sei nur zufällig drauf gestoßen, ähnlich wie bei seinem Doktortitel. Viele dieser Neider waren aber auf einmal gar nicht mehr so neidisch, als eines Tages Hilma bei einer Routinesitzung explodierte.
"Soll ich dir ein Hirnröntgen machen?" fragt Dr. Albuse seine Frau, die gerade zur Tür herein kommt.
"Nein, ich möchte Leitern anstatt diesen verdammten Seile. Du hast sie mir schon vor Monaten versprochen," beschwert sie sich, als sie sich mühsam am Seil auf seinen Arbeitstisch hinaufzieht, um mit ihm zu reden.
"Sei nicht so ungeduldig. Ich bin im Moment mit größeren Aufgaben beschäftigt," meint er bedeutungsvoll.
"Immer hast du was wichtigeres vor. Was ist es denn diesmal?" fragt sie, weniger aus Interesse, sondern mehr aus Höflichkeit.
"Ich hab da was ganz Sensationelles und wenn du mich nicht dauernd belästigst, darfst du die erste sein, die es ausprobiert," antwortet Dr. Albuse mit einem heimtückischen Grinsen im Gesicht.
"Willst du mich wieder mal umbringen? Kommst du hinauf? Die anderen warten schon alle auf dich," sagt sie und kletterte laut fluchend am Seil hinunter und noch lauter fluchend die Stufen ins Erdgeschoss hinauf.
Weil Dr. Albuse nach der Explosion seiner Frau ein ziemlich schlechtes Gewissen hatte - obwohl er sich einredete er sei unschuldig, da dieser bedauerliche Zwischenfall nur aufgrund eines sehr seltenen Gendefekts passieren konnte und das könne ja schließlich keiner ahnen - und seine drei Kinder Claun, Gabblin und Klaas ihm ständig in den Ohren lagen wo denn ihre Mami sei, nahm er kurzentschlossen einen Fleischklumpen von der Wand und steckte ihn in seine wenige Tage zuvor fertiggestellte patentierte Klon-o-matik. Dummerweise wirkte sich Hilmas Gendefekt auch hier aus. Der Klonvorgang war im großen und ganzen erfolgreich, im Gegensatz zu Hilma, die weder groß noch ganz zufrieden war. Seit diesem Vorfall ist sie schlappe 52 cm groß. Ihr Ehemann versuchte sie zu trösten, aber sie mit der Tatsache zu konfrontieren, dass wenigstens ihre Ohren noch genau so groß seien wie vorher, war eindeutig nicht zielführend.

Inzwischen hat sich Hilma an ihr Leben als Zwerg mit Riesenohren gewöhnt und macht ihrem Mann nur noch selten Vorwürfe. Eigentlich ist sie ja auch sehr zufrieden mit ihrem Leben. Sie hat einen Mann den sie liebt, 3 gesunde Kinder, einen gemütlichen Job im Museum für moderne Kunst (obwohl sie manchmal wirklich ausflippen könnte, wenn sie wieder mal einer dieser schwulen Möchtegernkünstler für ein Ausstellungsobjekt hält) und nach langem hin und her auch endlich ihre Traumfigur. (Dr. Albuse hat unter starken Protesten seinerseits eine Schlankheitspille für sie entwickelt mit durchschlagendem Erfolg. Er hatte sich immer geweigert so was banales wie eine Pille zum Abnehmen zu erfinden. "Das kann doch jeder dahergelaufene Chemiekonzern. Mit diesem Schnickschnack gebe ich mich gar nicht erst ab!" pflegte er immer zu sagen. Doch eines Tages riss einer seiner Tapire aus seinem Käfig im Keller aus und richtete ein gewaltiges Durcheinander an und weil Schlankheitspillen sich immer gut verkaufen lassen, beschloss er gegen seine Überzeugung eine solche zu produzieren, um den angerichteten Sachschaden wieder gut zu machen. Und weil er immer schlecht gelaunt ist, wenn er etwas tun muss, das gegen seine Überzeugung ist, verpasste er dem Tapir einen zweiten Rüssel.)



Kapitel 2


"Euer Vater kommt gleich," berichtet Hilma ihren drei Kindern, die ungeduldig am Tisch sitzen und darauf warten endlich mit dem Abendessen beginnen zu dürfen. Um genau zu sein tun das nur zwei ihrer drei Kinder. Gabblin, ist bereits damit beschäftigt ein Butter-Majonäse-Salami-Schinken-Käse-Tomaten-Brot (sofern man eine Mischung aus Eiern, Zucker, Kartoffeln und Weizenmehl, die frittiert wird, als Brot bezeichnen kann) in sich hineinzustopfen. Gabblin hält nichts von Anstandsregeln. "Das ist doch nur was für Schlappschwänze und Verlierer," meint sie immer wenn ihre Geschwister sich über sie beschweren. Hilma, die nichts von kleinen Streitereien hält, versucht in solchen Situationen zu schlichten: "Lasst sie doch. Solange sie nicht wieder mit irgendwelchen Verschwörungstheorien daher kommt."

Gabblin hat nicht nur die Fähigkeit in extrem kurzer Zeit enorme Mengen an Nahrungsmittel in ihrem Mund verschwinden zu lassen, sie beherrscht es auch hinter den meisten gewöhnlichen und allen ungewöhnlichen Vorkommnissen eine Verschwörung zu entdecken. Ihr letzter Coup war ihre Theorie von der Uhrenmafia. Sie lautet ungefähr folgendermaßen:
Ein ahnungsloser, gutgläubiger Bürger kauft sich eines Tages eine neue Uhr. Glücklich darüber immer die genaue Uhrzeit zu kennen macht er sich keine Gedanken über die gemeinen Machenschaften der Uhrenmafia. Diese hat sich nämlich ein geniales System ausgedacht. Da die meisten Uhren entweder von kleinen Kindern oder völlig frustrierten Fließbandarbeitern in riesigen Uhrenfabriken hergestellt werden, lässt ihre Qualität sehr zu wünschen übrig und sie gehen im Schnitt nach 4-5 Monaten kaputt. Das Problem ist jetzt aber, dass die Firmen dazu verpflichtet sind auf alle ihre Produkte mindestens ein halbes Jahr Garantie zu geben. Und deswegen müssen alle diese Billiguhren nach spätestens 3 Monaten unauffällig verschwinden. Also schicken die Obermafiosos ihre Männer los, um dem glücklichen frischgebackenen Uhrenbesitzer seine neuerworbene Uhr zu stehlen. Ein Zweifler könnte die unüberlegte Behauptung aufstellen es sei viel vernünftiger die Uhren gleich zu stehlen und nicht erst drei Monate zu warten. Dieser Zweifler wird aber einsehen müssen, dass es viel effektiver ist, den Neubesitzer auf den Geschmack kommen zu lassen, ihn sozusagen süchtig zu machen, bis er sich nicht mehr im Stande sieht ohne seine liebgewonnene Uhr aus dem Haus zu gehen. Wird sie ihm gleich wieder genommen, könnte er sich denken er brauche kein solches Gerät an seinem Handgelenk, lässt sich nie mehr in einem Uhrengeschäft blicken und die armen kleinen Kinder bleiben auf ihren mühsam hergestellten Uhren sitzen.

Gabblin ist das mittlere der drei Kinder. Ihr Anblick ist nicht gerade erfreulich. Ihre Kleider sind alt und größtenteils zerrissen, ihr Gesichtsausdruck wirkt gleichgültig, gelangweilt und genervt (was normalerweise auch ihr tatsächlicher Gemütszustand ist). Sie hat lange, hellblonde, struppige und unfrisierte Haare. Ursprünglich hatte sie braune Haare, da sie aber dem Ruf eine Streberin zu sein schon bedenklich nahe gekommen war, beschloss sie aus Imagegründen ihre Haare zu färben. Zu ihrem Entsetzen musste sie feststellen, dass es auch blonde Streber gibt und sie sich die Arbeit umsonst angetan hatte. Was uns zu einer ihrer für den Normalbürger faszinierensten Eigenschaften bringt: zum Himmel stinkende Faulheit. Falls Sie einer dieser überkritischen Denker sind, die ein Buch nicht nur lesen, um vor ihren Freunden damit anzugeben, und eine logische Handlung erwarten, stutzten sie sicher nach dem letzten Satz, lasen den ganzen Absatz noch mal und wollten schon anfangen einen Beschwerdebrief an mich zu schreiben. Es stimmt zwar, dass es auf den ersten Blick ein Widerspruch ist einen übertrieben faulen Menschen als Streber zu bezeichnen, aber in Gabblins Fall ist das durchaus plausibel. Das passierte folgendermaßen:

Bis zu ihrem 10. Lebensjahr war Gabblin zwar aufgeweckt und lebenslustig, jedoch geistig sehr beschränkt. Mit Müh und Not schaffte sie die Volksschule. Ihre Eltern fingen an sich Gedanken zu machen, was denn mit ihrer Tochter nicht stimmen könnte. "Die Gene können es nicht sein, die sind erstklassig," waren sie sich einig. Auch der konsultierte Arzt und der Kinderpsychologe konnten keine Abnormitäten feststellen. Also beschloss Dr. Albuse sein Kind auf eigene Faust zu untersuchen. Da er das Problem irgendwo in ihrem Gehirn vermutete, baute er ein spezielles Hirnröntgengerät, das alle Geheimnisse über diesen bisher zu wenig erforschten Körperteil lüften sollte. Damals wusste er noch nichts davon, dass dieses Gerät wenig später zu seiner absoluten Lieblingserfindung werden sollte. Was er zu diesem Zeitpunkt noch viel weniger wusste, war die Tatsache, dass sich irgendwo zwischen Elektronenbeschleuniger und Abbremsplatte des Röntgenapparates eine seiner mutierten fliegenähnlichen Wesen verirrt hatte. Und wovon er wirklich nicht den Hauch einer Ahnung hatte waren die Auswirkungen, die dieses fliegenähnliche Wesen auf den Spezialröntgenapparat und vor allem auf Gabblins Gehirn haben sollte. Die Folgen für den Apparat waren recht dramatisch. Nach seiner Explosion war er für nichts mehr zu gebrauchen.

Genau betrachtet war die Explosion nicht sinnlos, sondern sogar sehr hilfreich. Durch einen unerklärlichen Zufall trafen 1325 der 1327 Bruchstücke jeweils eine der mutierten fliegenähnlichen Wesen, was genau die Anzahl der existierenden Wesen dieser Art in Dr. Albuses Keller war. Das war ein ziemlicher Glücksfall, denn dank ihrer Mutationen waren sie immun gegen Insektenspray, waren zu klug, um in irgendwelche Fallen zu tappen und ließen sich weder von Fröschen, noch von dem essgestörten zweirüssligen Tapir erwischen. Dadurch wurden sie langsam aber sicher zu einer richtigen Plage. Die restlichen zwei Teile vernichteten jeweils eine neuentstandene Lebensform, die sich in einem ekelhaft dreckigen Winkel entwickelt hatten. Die eine, hyperintelligent, fing gerade an sich Gedanken über den Sinn des Lebens zu machen, die zweite, um einiges dümmer aber liebenswerter, trällerte ein fröhliches selbstkomponiertes Lied und wälzte sich im Dreck hin und her. Doch zirka fünf Sekunden nach ihrer Entstehung waren sie auch schon wieder ausgerottet. Dieser Vorfall war allerdings nichts besonderes. In Dr. Albuses "Labor" entstehen im Monatsdurchschnitt 233 neue Lebensformen, von denen durchschnittlich 230 durch unerklärliche Zufälle nach kurzer Zeit wieder vernichtet werden. Die überlebenden Spezies haben die verschiedensten Schicksale. Vielen von ihnen geht Dr. Albuse so auf die Nerven, dass sie bald einmal vor Ärger zerplatzen, bis zur Unkenntlichkeit schrumpfen, zu Staub zerfallen oder sich einfach in Luft auflösen, je nach Beschaffenheit der jeweiligen Kreatur. Andere wiederum flüchten einfach aus dem Keller oder verstecken sich jahrelang unbemerkt in einem unauffälligen Winkel. Wieder andere nisten sich im Körper von Dr. Albuse oder einem seiner Tiere ein. Besonders beliebt bei den neuentstandenen Parasiten und Symbionten sind die beiden Rüssel des Tapirs. Ganz selten kommt es vor, dass sie sich wie die fliegenähnlichen Wesen ungeniert im Keller breit machen und nur sehr schwer wieder loszukriegen sind.

Nicht mehr loszukriegen sind die Auswirkungen die das Röntgen auf Gabblin hatte. Dr. Albuse bekam zwar kein schlüssiges Ergebnis, was mit seiner Tochter schiefgelaufen war, aber da sie nach diesem Vorfall über ein photografisches Gedächtnis und einen analytischen Verstand, um den sie jeder diplomierte Analytiker beneiden würde, verfügte, war ihm das schlussendlich auch egal. Aber natürlich, wie bei den meisten von Dr. Albuses Geräten, gab es auch negative Folgen. Die unangenehmste war ihr bereits erwähntes allumfassendes Desinteresse und ihre krankhafte Faulheit. Hilma glaubt, dass auch ihr Wahn ständig eigenartige Theorien aufzustellen eine dieser negativen Folgen ist. Wie eine derartige Persönlichkeitsänderung hervorgerufen werden konnte, bleibt bislang ungeklärt.

Etwas später versuchte Dr. Albuse diesen Röntgenapparat exakt nachzubauen, um ihn an seinen anderen zwei Kindern und seiner Frau anzuwenden. Er hoffte Hilma würde dadurch mehr Begeisterung für seine Arbeit zeigen, Claun würde dadurch weniger vorlaut und Klaas sollte seine gelegentlichen Anfälle von Größenwahn in den Griff bekommen. Da aber keine mutierten fliegenähnliche Wesen mehr existierten, um die eigentliche Funktion stören zu können, bekam er nur Bilder von ihren Gehirnen. Diese waren zwar schön anzusehen, aber ansonsten völlig sinnlos. Der Vorteil war, dass das Gerät nicht mehr explodierte. Außerdem stellte er bei späteren Berechnungen fest, dass die Wahrscheinlichkeit eine positive Veränderung zu erreichen unwahrscheinlich klein ist.

Jedenfalls braucht Gabblin ein Buch nur schnell durchzublättern um es auswendig zu wissen und zu verstehen. Natürlich würde sie so etwas nie machen, aber wenn man in der Schule sitzt kriegt man gezwungenermaßen alles nötige mit.



Kapitel 3


"Bald hab ich es geschafft," berichtet Dr. Albuse stolz, als er das Wohnzimmer betritt, "ich verhelfe euch zu ewigem Leben!"
"Das gilt aber doch nicht für Gabblin, oder?", fragt Claun hoffnungsvoll.
"Etwa auch für Gabblin?" hätte es der Gentleman Klaas formuliert, aber seine Schwester war schneller.
"Das gilt natürlich für euch alle und jeden der es will und dementsprechend viel Geld oder überzeugende Argumente warum ich es ihm gratis machen sollte hat. Du kannst mir schon mal eine Anzeige für die Zeitung schreiben, Klaas. Wenn du willst mach ich dir dafür ein extra großes Hirnröntgen."
"Lieber kein Röntgen," antwortet Klaas. "Das letzte mal brauchte ich danach eine halbe Stunde länger, um meine Haare richtig hinzubekommen. He Gabblin," wendet er sich kurz an seine Schwester. "Das wäre doch was für dich. Du könntest eine neue Theorie entwickeln, warum meine Haare nach einem Hirnröntgen einfach nicht richtig sitzen. Die Anzeige schreib ich aber trotzdem gern. Danona ist immer ganz begeistert, wenn sie wieder ein neues Meisterwerk von mir in der Zeitung lesen darf."

Klaas. Ein aufgeblasener, eitler Frauenheld, der jede Gelegenheit nutzt, um im Mittelpunkt zu stehen. Die Anzeigen, die er immer seinem Vater schreibt, kommen ihm da gerade recht. Durch sie kann er seinen Namen (den er unpassenderweise dazu schreibt) sogar in Zeitungen mit richtig hohen Auflagen lesen. Dadurch fühlt er sich dann so richtig wichtig. Auch seine Freundin Danona passt gut in dieses Schema. Sie ist ein richtiges Vorzeigepüppchen. Mit ihren blonden Haaren, ihren langen schlanken Beinen und einem niedlichen hübschen Gesicht könnte sie direkt von einem Werbeplakat für Zahnpasta oder Damenschuhe herabgestiegen sein. Eine zeitlang kursierte das Gerücht sie sei wirklich nach dem Vorbild so eines Plakats in Dr. Albuses "Labor" auf die Bestellung von Klaas hergestellt worden. Aber dank hartnäckiger Beteuerung von Danonas Eltern, dass sie wirklich ihr Kind und auf natürlichem Weg gezeugt worden sei, hielt es sich nicht lange. Bevor er seine Freundin kennen lernte, war er ein begeisterter Handballspieler. Alle glaubten er mache das aus Freude am Sport, aber es stellte sich heraus, dass er es nur tat, um beim anderen Geschlecht besser anzukommen. Als er dann Danona kennen lernte und feststellte, dass er mit ihr zufrieden ist, hängte er das Handballspielen natürlich sofort an den Nagel. Bis auf seine bereits erwähnten Anfälle von Größenwahnsinn ist er also ein recht normaler Jugendlicher.

"Da fällt mir ein ich wollte doch im Internet nachsehen, ob ich etwas über diese Uhrenmafia herausfinden kann," sagt Gabblin und verschwindet mit ihrem siebten Butter-Majonäse-Salami-Schinken-Käse-Tomaten-"Brot" in der Hand in ihr Zimmer.



Kapitel 4


Gabblin beschäftigt sich gerade mit ihrem besten "Freund". Sie sitzt am Computer und schreibt an einem Buch über ungewöhnliche Ereignisse. Erstaunlicherweise hat sie auch einen richtigen Freund. Was noch viel erstaunlicher ist als die Tatsache, dass sich jemand für Gabblin interessiert ist, dass Gabblin sich für irgendetwas interessiert, in diesem Fall sogar ein Mensch. Das allererstaunlichste aber ist wer sich da mit ihr abgibt. Moiloko ist das krasse Gegenteil von ihr. Er beschäftigt sich mit allen möglichen und unmöglichen Dingen. Er weiß zu allem was zu sagen und normalerweise weiß er alles besser. Seine Eltern sind adelige und Moiloko verhält sich auch dementsprechend.

Natürlich waren seine Eltern entsetzt als sie Gabblin das erste mal sahen, doch als sie sie das zweite mal sahen, waren sie noch viel entsetzter. Das steigerte sich mit jedem mal, bis sie, um sich vor dem Wahnsinnigwerden zu retten, ihre Schwiegertochter in Spe einfach nicht mehr ansahen. Auch Hilma und Dr. Albuse reagierten irritiert als ihre Tochter ihnen Moiloko vorstellte. Sie hielten ihn von Anfang an für einen besserwissenden versnobten Klugscheißer (was tatsächlich eine passende Charakterbeschreibung ist). Aber wenigstens können sie ihn ansehen so oft sie wollen ohne Gefahr zu laufen im Irrenhaus zu landen.

Trotzdem verstehen sich die beiden irgendwie. Moiloko betretet Gabblins Zimmer als ihr Computer gerade abstürzt. Nachdem sie fertig geflucht hat, muss er sich ihre Theorie über das Funktionieren bzw. Nichtfunktionieren von Computern anhören:

Ein Computer stürzt in der Regel zu folgenden Anlässen ab:
1. Nach dem Lösen einer schwierigen Aufgabe, die damit verloren geht.
2. Beim Gedanke ans Abspeichern.
3. Wenn man kurz unaufmerksam ist und nicht hinsieht.
4. Wenn man es am wenigsten erwartet.
Die Ursache liegt darin, dass die Computer die Gehirnwellen von Menschen wahrnehmen können. Ähnlich wie die elektromagnetischen Wellen des Handys den Computerbildschirm oder das Telefon stören, stören die menschlichen Gehirnwellen den Prozessor. Wenn der Computer die Schnauze von diesen Störungen voll hat, stürzt er ab. Daraus folgt, dass abspeichern, Unaufmerksamkeit und das Lösen von schwierigen Aufgaben besonders störend wirken. Das unerwartete Abstürzen hat nichts mit solchen Störungen zu tun, das macht der Computer einfach nur aus Spaß.

Nach diesem kurzen Ausflug in Gabblins Fantasiewelt begrüßt sie Moiloko und fragt ihn um Hilfe bei der Suche nach Informationen über die Uhrenmafia. Für Gabblin unverständlich, aber nicht zu übersehen, mag er dieses Thema nicht besonders, erklärt sich aber trotzdem bereit seine Hilfe zur Verfügung zu stellen. Nach drei Stunden ergebnisloser Suche im Internet, kommt Gabblin zu dem Schluss, dass es ziemlich dumm von den Mafiosos wäre etwas über ihre Machenschaften für jedermann zugänglich zu machen. Trotzdem hat sie ein paar Anfragen in mehreren Newsgroups zum Thema Uhrenmafia gestellt. Zusätzlich bewarb sie sich für Ferienjobs bei einigen Uhrenfirmen und bei einer nicht eindeutig zuordenbaren Organisation. Außerdem druckt sie einige Seiten mit abreißbarer Telefonnummer bezüglich Uhrenmafia aus, um sie auf öffentlichen Toiletten und in Lokalen aufzuhängen. Sie beschließt ihre Nachforschungen anders weiterzuführen. Fürs erste stellt sie eine Uhrenfalle auf, die folgendermaßen aussieht:

Im Mittelpunkt steht natürlich eine Uhr. Es ist ein besonders edles Stück, mit internem Magnetschutz und anderen sinnlosen Schützen und Funktionen. Gabblin war immer sehr stolz auf diese Uhr und versteckte sie gut in ihrem Zimmertresor, sodass nicht einmal die Uhrenmafia sie finden konnte. Da sie schon über fünf Monate alt ist und deshalb jeden Moment kaputt gehen müsste, hält Gabblin sie für den perfekten Köder. Der zweite essentielle Bestandteil ihrer Uhrenfalle ist ihr Haustier Schnabblin. Das Schnabeltier wird von den anderen Familienmitgliedern boshaft Schnapplin genannt, da es auf Grund seiner Depressionen ungewöhnlich aggressiv ist und nach allem schnappt, was in die Nähe seines absurd großen Schnabels kommt. Diese Eigenschaft macht sich Gabblin zu nutze und setzt Schnabblin direkt hinter das gute Stück, damit er jeden beißt, der versucht es wegzunehmen. Dass das Tier aufsteht und die Uhr unbeobachtet lässt ist höchst unwahrscheinlich, da es solche Aktionen für überflüssig und völlig sinnlos hält. Alles was er braucht ist in unmittelbarer Reichweite. Direkt vor seinem Schnabel steht ein großer Napf mit Essen und sein Geschäft verrichtet er sowieso immer auf den Fußboden (nicht weil er nicht Stubenrein wäre. Er macht das aus reiner Boshaftigkeit um Gabblin zu ärgern). Dort schläft er auch beziehungsweise versucht nicht zu schlafen. Auf Grund seiner ständigen Albträume über fröhliche Menschen, die Damenschuhe mit Zahnpasta putzen, will er möglichst lange wach bleiben. Schnabblin hält die Menschen ohnehin für recht eigenartige und übertrieben gut gelaunte Wesen, die ihm gehörig auf den Geist gehen. Wenn sie dann auch noch so absurde Tätigkeiten ausführen, wie Damenschuhe mit Zahnpasta zu putzen, und zu allem Übel dabei noch fröhlich sind, macht ihm das richtig Angst.

Dr. Albuse streitet die Verantwortung für Schnabblins Depressionen hartnäckig ab. Er habe ihn immer gut behandelt und keine schmerzhaften oder furchterregenden Versuche mit ihm durchgeführt, wie bei seinem Biber. Dr. Albuse mag diese Nager nicht, da er mal von einem gebissen wurde (eigentlich war es ja ein Hund, aber Tierkunde war noch nie seine Stärke). Trotzdem war dieses Schnabeltier noch schlechter gelaunt als sein verhasster Biber. Also beschloss er eines Tages Schnabblin in seine Kremat-o-matik, ein Gerät zur Beseitigung überflüssiger organischer Verbindungen, zu stecken, weil er sein ständiges Gejammer nicht mehr hören konnte. Doch aus einer rätselhaften Laune heraus, hatte Gabblin Mitleid mit dem Tier und wünschte es sich vor drei Jahren zu Weihnachten. Anfangs gab es einige Schwierigkeiten, da Schnabblin ziemlich sauer war, weil Gabblin ihm das Leben gerettet hatte. Doch als der Miesepeter feststellte, dass seine neue Besitzerin alles andere als einer dieser ständig gutgelaunten Menschen ist, fühlte er sich in ihrer Gegenwart relativ wenig unwohl. Wenn Moiloko zu Besuch ist fühlt Schnabblin sich noch ein bisschen weniger unwohl, weil Gabblin dafür sorgt, dass ihr Freund in ihrem Zimmer immer besonders schlecht gelaunt ist. Ein Grund dafür ist ihr ständiges Theater wegen der Uhrenmafia oder anderen gerade aktuellen Theorien. Der Hauptgrund sind allerdings Gabblins Aussagen wie "nicht vor Schnabblin" oder, wenn sie gerade eine gesprächigere Phase hat, Sätze wie "Schnabblin mag es nicht, wenn wir vor seinen Augen Sex haben". Dem Störenfried gefällt es, wenn Leute sich wegen ihm ärgern und sich ebenfalls schlecht fühlen. Was er allerdings gar nicht ausstehen kann sind glücklich jauchzende, stöhnende oder kreischende Liebespaare, die voll Freude bei der Sache sind und deren gute Laune nicht zu übertreffen ist. Manchmal hat er auch davon Albträume. Sein schlimmster war, als er von einem solchen Liebespaar träumte und dachte er hätte das schlimmste überstanden, aber nachdem das Paar ihr fröhliches Treiben beendet hatte fing die Frau an ihre Stöckelschuhe mit Zahnpasta zu putzen. Danach schaffte er es ganze drei Tage nicht zu schlafen.



Kapitel 5


"Kann sich mal jemand um das Baby kümmern?" schreit Claun aus dem Badezimmer, der das Geschrei ihres Sprösslings langsam auf die Nerven geht. Nicht dass sie eine schlechte Mutter wäre, sie kann es einfach nur nicht leiden, wenn sie bei ihrer täglichen Kosmetik gestört wird. Claun bei Dingen zu stören, bei denen sie nicht gestört werden will, ist etwas, das kein Mensch, der halbwegs bei Verstand ist, freiwillig tun würde.

Zu ihrem Pech ist ihre kleine Schwester Gabblin alles andere als bei Verstand. Sie liebt es Claun zu ärgern und ihre Wutausbrüche in vollen Zügen zu genießen. Es gibt für sie nichts schöneres als ihr hysterisches Geschrei auf sie einwirken zu lassen, ihre Schwester in ihrem Zorn zu verspotten, was die gepeinigte dann endgültig die Fassung verlieren lässt und dazu führt, dass Claun die lachende Gabblin grün und blau schlägt. Gabblin wurde schon beobachtet wie sie sich Stunden später noch mit Tränen in den Augen vor Lachen auf dem Boden wälzte. Manchmal überlegt sie, ob die Beulen und blauen Flecken es wirklich wert sind, aber wenn sie an den Spaß denkt, den es ihr brachte, spürt sie die Schmerzen kaum noch.

Sie denken vielleicht, wer so einen lustigen Namen wie Claun hat, macht den ganzen Tag nur Späße und hampelt zur allgemeinen Belustigung herum. Wenn Sie das denken sollten sie dringendst Ihre Englischkenntnisse auffrischen. Sie ist nämlich weit davon entfernt ein lustiger Clown zu sein. Es ist lediglich die Abkürzung für ihren eigentlichen Namen, den sich jeder weigert auszusprechen.

Was sich die Eltern bei diesem Namen gedacht haben, bleibt wohl für immer ein Rätsel. Was sich der zuständige Beamte dabei gedacht hat, wird gerade versucht vor Gericht zu klären. Die Verhandlung zieht sich nun schon 26 Jahre hin. Das liegt einerseits am mangelnden Interesse der Anwälte und Richter sich mit so einem unbedeutenden aber komplizierten Fall wie diesem herumzuquälen, andererseits haben sie Angst Claun könnte mit dem Urteil unzufrieden sein und einen ihrer gefürchteten hysterisch-cholerischen Anfälle bekommen.

Der angeklagte Beamte verlässt sich jedenfalls darauf, dass die Justiz sich durch ihre trägen Angestellten und ihre widersprüchliche beziehungsweise nicht vorhandene Gesetzgebung zum Thema lächerliche, unaussprechliche und unverschämt lange Namen, selbst reingelegt hat. Er denkt dass, wenn seine Strafe tatsächlich eines Tages feststehen sollte, er bereits seit mindestens fünfhundert Jahren tot ist und als Geist die unendlichen Verwirrungen, die sein unverantwortliches Erlauben eines absurden Namens verursacht hatten, amüsiert aus einer anderen straffreien Dimension beobachten kann.

In Wahrheit wird es etwas anders ablaufen. Kurz vor seiner Verhandlung wird die gesamte Gesetzgebung revolutioniert werden, was zu einigen Veränderungen, hauptsächlich aber nur zu Verwirrungen und Uneinstimmigkeiten führen wird. So wird es auch passieren können, dass aufgrund mehrerer kleiner Tippfehler eines Protokollisten anstatt des Satzes "Der Angeklagte wird beschuldigt einen viel zu langen und lächerlichen Namen erlaubt zu haben" der nicht ganz so sinnvolle Satz "Der Angenagte wird beschuldigt einem Vieh zu lange und lächerliche Samen geklaut zu haben" notiert werden wird. Der ursprüngliche Satz war noch viel eigenartiger, aber eigenartigerweise wird seine Bearbeitung einem der vereinzelt noch vorhandenen fleißigen Beamten in die Hände fallen, der ihn soweit verändern wird, dass mit etwas Fantasie ein ernsthafter Fall auf dieser Beschuldigung aufgebaut werden wird können. Nach einer schwierigen Verhandlung werden sich die Geschworenen dann darauf einigen, dass sie neidische Nager, die einem Stier seine erstklassigen Samen nicht gönnen, nicht ausstehen können und ihm eine der schlimmsten Strafen, die diesem Beamten wiederfahren kann, aufbrummen. In dieser nahen Zukunft werden auch die Bestrafungsmethoden etwas anders sein: Der Übeltäter soll die gleichen oder wenigstens ähnliche Qualen erleiden wie das Opfer. Also wird dieser arme Beamte seinen alten Namen Enzo in einen schrecklich langen, umwerfend lächerlichen und fast unaussprechbaren Namen umändern müssen. Wie dieser Name genau lautet wird leider niemand jemals sagen können, da sich keiner je die Mühe machen wird ihn auszusprechen, geschweige denn ihn aufzuschreiben.

Damit das ganze auch wirklich eine Strafe wird, wird das Abkürzen seines Namens mit hohen Bußgeldern geahndet werden. Deshalb wird ihn keiner mehr ansprechen, er seinen Job verlieren und ein tragisches Einzelschicksal erleiden, um das sich lange Zeit niemand kümmern wird.

Gegen alle Befürchtungen wird Claun mit dem Urteilsspruch zufrieden sein. Womit sie im Moment nicht zufrieden ist, ist ihr Make-up, das sie aufgrund ihres Mannes Erkan nicht fertig machen konnte. Als sie feststellt, dass er sich unbeaufsichtigt um ihren kleinen Liebling Mikro kümmert, stürmt sie besorgt aus dem Badezimmer, um ihn zu überwachen.

Eigentlich ist Erkan ja ein guter verantwortungsbewusster Vater, aber Claun denkt er mache alles falsch was man nur falsch machen kann. Deshalb lässt sie ihre beiden Männer auch so gut wie nie allein. Erkan stört das nicht weiter. Aus für Gabblin unerfindlichen Gründen schätzt er ihre Anwesenheit. Was Mikro von der ständigen Belagerung seiner Mutter hält bleibt wohl noch längere Zeit sein Geheimnis, da er erst wenige Monate alt ist und nicht vorhat in naher Zukunft mit dem Sprechen zu beginnen.

Wie der Name Erkan verrät ist er kein Österreicher, ja nicht einmal ein Deutscher. Woher er kommt weiß niemand seiner neuen Familie, da ihn keiner versteht. Was Gabblin sehr an ihm fasziniert und ihn ihr sympathisch macht, obwohl sie nie eine vernünftige Konversation mit ihm führte (nicht nur weil sie einander nicht verstehen, sondern auch weil Gabblin Vernunft für etwas überflüssiges hält und sie in Gesprächen tunlichst vermeidet), ist seine Gabe Claun auch ohne verständliche Worte zur Weißglut zu bringen. Er macht das durch simple aber genau durchdachte Taten und hinterlistige Gesten. So kann es des öfteren passieren, dass Gabblin einfach nur da steht und Erkan beobachtet um zu lernen.



Kapitel 6


Es ist ein kalter verregneter Nachmittag an dem Dr. Albuse seine bislang sensationellste Erfindung fertiggestellt, seine Zellenregenerations- und Unterhaltungsmaschine, kurz ZRUM. Das sensationelle an diesem Gerät ist nicht - wie seine Familie vermutete - dass es auch wirklich so funktioniert wie Dr. Albuse es sich vorgestellt hatte und das auch noch ganz ohne Nebenwirkungen, sondern seine Funktion. Die ZRUM kann durch einen einfachen aber gefinkelten Trick jedem der es will und sich leisten kann immerwährende Jugend und ewiges Leben schenken bzw. verkaufen.

Als Versuchstiere benutzte Dr. Albuse Eintagsfliegen. Ein Grund warum er sich für diese Gattung entschieden hat, ist die kurze Lebensdauer dieser Tiere. So musste er nicht so lange warten, um zu sehen. Ob seine ZRUM auch tatsächlich wirkt. Der Hauptgrund aber war seine enorme Abneigung gegen alle fliegenartigen Tiere, seit eine Horde mutierter fliegenähnlicher Wesen seinen Keller für kurze Zeit zu ihrem neuen zu Hause gemacht hatte. Wäre Dr. Albuse nicht so stolz, hätte er vielleicht zugegeben, dass er die entscheidende Feineinstellung des Geräts nur deswegen gefunden hatte, weil er eine Eintagsfliege einfach so zum Spaß besonders qualvoll implodieren lassen wollte (von Explosionen hatte er die Schnauze gestrichen voll, die passierten ihm sowieso in regelmäßigen Abständen). Im ersten Moment ärgerte er sich gewaltig, dass diese verdammte Fliege nicht implodieren wollte. Nicht einmal für eine banale Explosion hatte es gereicht. Doch als er am nächsten Tag feststellte, dass das Tier noch am Leben war, machte er drei Freudensprünge, küsste die beiden Rüssel des Tapirs und belohnte seinen zweizüngigen Frosch mit einer zwei Tage alten Eintagsfliege.

Überglücklich und stolz wie ein Pfadfinder, der gerade sein erstes Lagerfeuer ohne Zünder oder Feuerzeug entfacht hat (und eventuell seinen ersten Waldbrand), präsentiert Dr. Albuse die Krönung all seiner Erfindungen seiner Familie.
"Wer will es als erstes versuchen?" fragt er begeistert.
"Hast du es schon mal an Menschen getestet?" fragt Hilma entgeistert.
"Nein, aber an allen möglichen Tieren und Pflanzen, der Unterschied zum Mensch ist irrelevant. Sogar Dinge habe ich getestet. Bei allen verlief mein Alterungstest positiv. Also, wer will der erste sein?"
"Das ist ja toll," meint Gabblin, "ich geb meine Uhr in das Gerät und sie geht nie mehr kaputt!"
Dr. Albuse sieht seine Tochter leicht irritiert an. Nach einer kurzen Pause, in der er seinen Kopf leicht schüttelt, um seine Gedanken wieder zu ordnen, erklärt er ihr schließlich worin der Sinn liegt Dinge zu testen: "Erinnerst du dich noch an die kleine dicke Frau, die nach einer der ersten Behandlung in meinem Fettschockerbehauptet hat, ihre Kette sei spurlos verschwunden? Wahrscheinlich steckt das hässliche Ding immer noch zwischen zwei ihrer unzähligen Kinne. Ich beschloss der Sache nicht weiter auf den Grund zu gehen. Jedenfalls wollte diese unverschämte Person ihre Kette von mir ersetzt haben, obwohl ihr tatsächliches Verschwinden noch nicht einmal schlüssig bewiesen war. Natürlich weigerte ich mich. Den Spitalsaufenthalt nach einer Auseinandersetzung mit ihrem sumoringenden Mann werde ich nicht so schnell vergessen. Um solche Zwischenfälle in Zukunft zu vermeiden teste ich auch immer alle möglichen Gegenstände. Also, wer traut sich?"
"Und altern die Gegenstände nun oder nicht?" hackt Gabblin unbeirrt nach.
Dr. Albuses Blick wandelt sich von irritiert zu leicht herablassend bis schwer wütend. "Das interessiert doch keinen!" brüllt er zornig. "Dann werde ich es eben wieder mal an mir selbst testen. Ihr werdet schon sehen was ihr davon habt euch über mich lustig zu machen!" schimpft er, während er sich schimpfend in seinen geliebten Keller zurückzieht.
"Also mich interessiert es. Damit könnte ich dieser verflixten Uhrenmafia gewaltig ins Handwerk pfuschen."



Kapitel 7


"Mysteriöses Uhrenverschwinden.
Hast du auch das Problem, dass deine Uhren aus unerklärlichen Gründen ständig verschwinden? Dann melde dich bei mir um mir nähere Informationen zu geben. Es handelt sich hierbei um ein sehr ernsthaftes Problem, also bitte keine Scherzantworten. Ich bin absolut unlustig und verstehe keinen Spaß!"

So lautet eine von Gabblins Eintragungen in einer der unzähligen Newsgroups.

" Meine Uhr hab ich noch, aber der Korken für meine Weinflasche ist nirgends zu finden. Du denkst jetzt vielleicht das sei kein ernsthaftes Problem. Du denkst vielleicht es wäre ein viel größeres Problem, wenn ich eine Weinflasche mit Korken hätte, meinen Korkenzieher aber nicht finden kann und dazu verdammt bin den Abend mit einer verschlossenen Flasche zu verbringen. Auch das Problem einen Korken zu besitzen und die dazugehörige Flasche verloren zu haben, mag nach einer ärgeren Sache klingen.
In letzterem Punkt magst du sogar recht haben, aber was den ersten angeht liegst du richtig falsch! Wenn du dir die Konsequenzen genauer betrachtest verstehst du was ich meine: Da ich meine Flasche nicht mehr verschließen kann, muss ich sie wohl oder übel austrinken. Das fatale daran ist, dass dies bereits meine vierte oder fünfte Flasche ist und sich schon jetzt, da besagtes Getränk noch beinahe voll ist, das wohlig-quälende Gefühl des Alkoholüberkonsums in meinem Körper breit macht. Sollte ich, durch das Abhandenkommen meines Korkens, dazu gezwungen sein noch mehr von diesem in gemäßigten Mengen wohltuendem Genussmittel zu trinken, wird sich dieses wohlbekannte wohlig-quälende Gefühl des Alkoholüberkonsums in ein abgrundtiefquälendes Gefühl einer Alkoholvergiftung verwandeln. Ich werde mich dann röchelnd, kotzend, jammernd und wimmernd am Boden wälzen, um Vergebung meiner Sünden beten, wenig später auf die Vergebung pfeifen und um Verbesserung meines Zustandes beten, erhört werden und in ein friedliches Koma fallen, um dann schlussendlich nichtsahnend zu sterben. Zugegeben für uns beide ist das kein ernsthaftes Problem, aber du darfst meine spanische Putzfrau Concuela nicht vergessen, die morgen früh meine Wohnung in Ausübung ihrer Pflichten betreten wird. Stell dir ihren Schock, ihre Trauer, vor allem aber ihren unbeschreiblichen Ekel vor, wenn sie ihren Lieblingsarbeitgeber in einem Meer von Kotze tot am boden findet. Also hilf mir bei meinem Problem und zwar dalli. Concuela wird es dir danken. Prost!"

So lautet eine der ernsthaftesten Antworten auf die Newsgroupeintragung.

"Häng Concuela einen Zettel an dir Tür, sie habe heute frei!"
So lautet Gabblins genervte Antwort.



Ich glaubs nicht, du hast wirklich bis hierher gelesen? Hast du nicht langsam die Schnauze voll von diesem Geschreibe? Also mir reichts!!!